"Niedriger Blutdruck ist gesund" - diese Aussage hören wir oft von Ärzten. Doch stimmt das wirklich? Neue Erkenntnisse zeigen: Chronisch niedriger Blutdruck kann durchaus problematisch sein und sollte ernst genommen werden. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Grenzwerte wichtig sind und welche oft übersehenen Ursachen dahinterstecken können.
Ab wann ist der Blutdruck zu niedrig?
Von niedrigem Blutdruck (Hypotonie) sprechen wir bei folgenden Werten:
- 🔹 Männer: Systolischer Wert unter 100 mmHg
- 🔹 Frauen: Systolischer Wert unter 90 mmHg
- 🔹 Diastolischer Wert bei beiden unter 60 mmHg
Zum Vergleich: Ein normaler Blutdruck liegt zwischen 120-129 zu 80-84 mmHg. Als optimal gelten Werte von 110-120 zu 70-80 mmHg.
Die versteckten Risiken von chronisch niedrigem Blutdruck
Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist dauerhaft niedriger Blutdruck nicht unbedingt gesund. Bei zu niedrigem Blutdruck werden die Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt - besonders kritisch ist das für unser Gehirn.
Mögliche Langzeitfolgen:
- Kognitive Einschränkungen
- Konzentrationsstörungen
- Vergesslichkeit
- Verlangsamte Reaktionsfähigkeit
- Erhöhtes Risiko für vaskuläre Demenz
- Sturzgefahr & Schwindel
- Orthostatische Hypotonie beim Aufstehen
- Erhöhtes Risiko für Knochenbrüche
- Chronische Erschöpfung
- Anhaltende Müdigkeit
- "Gehirnnebel"
- Reizbarkeit
- Organunterversorgung
- Herzprobleme (Brustdruck, Rhythmusstörungen)
- Eingeschränkte Nierenfunktion
- Sehkraftverschlechterung
Die 4 häufigsten Ursachen für niedrigen Blutdruck
1. Schilddrüsenunterfunktion
Eine wichtige, aber oft übersehene Ursache ist eine Unterfunktion der Schilddrüse. Dabei sollten folgende Werte geprüft werden:
- Freies T3: sollte im obersten Referenzbereich liegen
- Freies T4: mindestens in der Mitte des Referenzbereichs
- Zusätzlich: 24-Stunden-Urintest empfohlen
2. Cortisol-Mangel
Ein gestörter Cortisol-Haushalt kann zu niedrigem Blutdruck führen. Empfohlene Tests:
- Speichel-Cortisol im Tagesprofil
- Cortisol im 24-Stunden-Urin
3. Medikamenten-Nebenwirkungen
Besonders häufig verursachen folgende Medikamente niedrigen Blutdruck:
- Blutdrucksenker
- Entwässerungsmittel (Diuretika)
- Antidepressiva
Tipp: Überprüfen Sie den Beipackzettel Ihrer Medikamente auf die Nebenwirkung "niedriger Blutdruck" und sprechen Sie mit Ihrem Arzt über mögliche Alternativen.
4. Herzfunktionsstörungen
Folgende kardiologische Untersuchungen sind bei niedrigem Blutdruck empfehlenswert:
- Herz-Ultraschall
- Langzeit-EKG
- Belastungs-EKG
Häufig gestellte Fragen zum niedrigen Blutdruck
Ist niedriger Blutdruck immer genetisch bedingt?
Nein, obwohl oft von "Veranlagung" gesprochen wird, stecken häufig behandelbare Ursachen dahinter. Wichtig ist eine gründliche Abklärung der oben genannten vier Hauptursachen.
Wann wird niedriger Blutdruck gefährlich?
Kritisch wird es bei systolischen Werten unter 70 mmHg. Studien zeigen ein um 31% erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse bei diesen Werten.
Welche Nährstoffmängel können zu niedrigem Blutdruck führen?
Besonders relevant sind Vitamin B12, Folsäure und Mineralstoffe wie Magnesium und Kalium. Ein Mangel kann zu Blutdruckproblemen beitragen.
Fazit: Niedrigen Blutdruck nicht ignorieren
Chronisch niedriger Blutdruck ist mehr als nur ein lästiges Symptom - er kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Lassen Sie die genannten Ursachen systematisch abklären, statt sich mit der Diagnose "Das ist eben so" zufriedenzugeben.
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte einen Arzt oder Heilpraktiker.